Auf ein Wort

„Jesus war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein. Er gab alle seine Vorrechte auf. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm.“

Philipper 2,6-8

Karsten Künzl

Gott macht sich klein

Ein kleiner Junge besucht mit seiner Großmutter am Heiligen Abend die Christvesper. Nach dem Gottesdienst gehen sie nach vorne, um die große Krippenlandschaft anzusehen. Der Stall, die Hirten, Maria und Josef, Ochse und Esel, die Weisen aus dem fernen Orient. Sie alle werden bestaunt. Plötzlich entdeckt der Junge das winzige Kind in der Krippe und ruft laut: „Oma, der liebe Gott ist aber klein!“

Die meisten Menschen erwarten von Gott immer nur Großes. Das war auch schon so, als Jesus, der Sohn Gottes, als kleines Kind auf diese Erde kam. Darum haben die Menschen ihn nicht als Gott erkannt. Nur ein paar Hirten und 3 weisen Männern ging damals ein Licht auf: Die Größe Gottes besteht gerade darin, dass er so klein wird wie ein Kind! Gott kommt uns Menschenkindern nah, denn an seine Größe reichen wir niemals heran. Alle Versuche des Menschen zur Größe Gottes aufzusteigen, sind doch kläglich gescheitert. Seine Höhe haben wir auch mit unseren höchsten Bauten und weitesten Raketen niemals erreicht. Seine Tiefe haben wir mit all unserer Erleuchtung  nicht gefunden. Und seine Heiligkeit und Reinheit haben wir mit all unseren Verfehlungen sogar beschmutzt. Das Urteil der Bibel lautet daher: „Gott in seiner Größe kann kein Mensch sehen, ohne selbst zu vergehen!“ Gott muss sich für uns klein machen, denn nur dann können wir ihn finden.

Und genau das ist an Weihnachten geschehen. Paulus beschreibt das einmal so: „Gott wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen.“ Seitdem müssen wir nicht mehr in himmlische Sphären entschweben oder zu geistlicher Höhe aufsteigen, um Gott zu begegnen. Wir müssen uns vielmehr herabneigen zu einem Kind in der Krippe. Und das geschieht, indem wir lernen, unserem Vater im Himmel wie ein kleines Kind zu vertrauen.

Wenn Sie Gott also an Weihnachten begegnen wollen, dann suchen Sie ihn nicht in Prunk und großer Feierlichkeit. Er lebt in den Herzen derer, die ihm vertrauen und er kommt gerne zu denen, die sich zu klein fühlen, um ihm zu begegnen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest.

Ihr Karsten Künzl

 

Jahreslosung 2023

 

Ansgar Hörsting

DU BIST EIN GOTT, DER MICH SIEHT

PRÄSES ANSGAR HÖRSTING ZUR JAHRESLOSUNG 2023

 

Es ist eine Geschichte voller Emotionen, Demütigungen und menschlicher Schwächen. Eine Geschichte wie eine „Daily Soap“. Und mittendrin ist Gott, der hört und sieht und Geschichte macht (1. Mose 16, 1-14). Worum geht es?

Abraham wartet mit seiner Frau Sarai auf eigene Kinder. Am Ende ihrer Geduld und ohne Hoffnung auf die Erfüllung von Gottes Verheißung – es zog sich auch wirklich sehr, sehr lange hin – vermittelt Sarai ihrem Gatten ihre eigene Magd, Hagar. Sie hofft, durch sie zu einem Kind zu kommen, ähnlich einer Leihmutterschaft. Hagar wird schwanger, der Plan scheint aufzugehen. Aber Sarai wird „gering in Hagars Augen“. Das schmerzt doppelt: selbst nicht schwanger werden zu können und dann auch noch hochmütig behandelt zu werden. Sarai rächt sich, sodass Hagar in die Wüste flüchtet.

GOTT BEGEGNET

In der Wüste aber begegnet ihr Gott mit zwei Fragen: „Woher kommst du?“, „Wohin gehst du?“. Die erste Frage kann Hagar noch beantworten, die zweite nicht. Sie ist ziel- und hoffnungslos. Gott sagt ihr, sie solle sich unter Sarai demütigen und verspricht, aus ihr ein großes Volk zu machen. Der Sohn soll „Gott hört“ (Ischmael) heißen. Die Zukunftsprognosen über ihn klingen durchwachsen, denn er wird sich wie ein Wildesel benehmen und auch so angesehen werden.

Aber Hagar ist angerührt, denn Gott ist ihr begegnet. Er hat sie angesprochen, er hat sie gehört und er hat sie gesehen. Und in allem, was Gott darin tut, kommt Wahrheit und Gnade zum Ausdruck. Hagars Schuld kommt ans Licht, aber zugleich blickt Gott mit einem gnädigen Auge auf sie! Hagar sagt: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13). Und es ist kein bedrohlicher Blick, sondern ein wahrhaftiger, befreiender, gnädiger und zukunftsfroher Blick.

Blicke können töten, sagen wir. Blicke mustern von unten nach oben und zurück. Blicke verurteilen. Blicke sind gleichgültig und oberflächlich. Blicke können durchdringen. Und Blicke können lieben und wohlwollend sein. Sie können strahlen und befreien.

Gottes Blick hat es Hagar angetan. So wie er sie ansieht, kann sie ihm begegnen. Dieser Blick hat es in der Folge Millionen von Menschen angetan. Sie sind Gott begegnet. Gott sah diese Erde und das führte dazu, dass Jesus Christus Mensch wurde. Denn Gott sah, dass diese zerschundene und verlorene Welt einen Retter braucht. Als Jesus das Volk sah, jammerte es ihn, es ging ihm durchs Herz und er sah die Wahrheit, denn sie waren so erschöpft wie Schafe ohne Hirten (Matthäus 9,36).

GOTT SIEHT HIN UND ER SIEHT AN

Diese Botschaft ist wie gemacht für uns Menschen im 21. Jahrhundert. Denn viele von uns leiden darunter, dass wir häufig nur als Menschen angesehen werden, die zu funktionieren haben. Es macht einen fertig, wenn man lediglich missgünstig angesehen wird. Das erleben Menschen. Und manche, die es noch irgendwie mit Gott zu tun haben, empfinden seinen Blick häufig als kontrollierend, missbilligend oder strafend. Sie meinen, Gott würde sie ansehen und sagen: „Es reicht sowieso nie, du Versager!“ oder „Du bist und bleibst mickrig!“.

Die Botschaft Gottes ist eine aufrichtende, wahrhaftige und gute Nachricht. Gott sieht dich an, wahr und gnädig. So sah er Hagar an. So hat er sich in Jesus Christus offenbart. Gott ist ein Gott, der dich sieht. Du bist ein wunderbares Original. Deine Geschichte mag schön oder schön verkorkst sein, aber Gott sieht dich freundlich an!

Wenn du mitten in der Wüste, mitten in einer Lebenskrise bist, lass dir sagen, dass Gott dich gnädig, freundlich und wahrhaftig ansieht. Durch den Heiligen Geist ist er jetzt bei dir, so wie bei Hagar in der Wüste. Und er fragt dich, so wie damals Hagar, woher du kommst und wohin du gehst. Sag es ihm und lass dich überraschen von dem Gott, der dich sieht.

Ansgar Hörsting | Präses der Bundes Freier evangelischer Gemeinden | praeses.feg.de


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