Auf ein Wort
Maria aus Magdala ging zu den Jüngern und sagte: „Ich habe den Herrn gesehen!“
Johannes 20,18
Den Auferstandenen erkennen
An Ostern geschehen erstaunliche Dinge. So ist das Erste, was Jesus am Ostermorgen macht, eine weinende Frau zu trösten. Es gibt kein besonderes Zeichen für die Welt, obwohl es sicher beeindruckend gewesen wäre, wenn Jesus Pilatus oder den Pharisäern erschienen wäre. Aber nichts davon passiert. Nicht einmal die Jünger sind die ersten, denen Jesus sich zuwendet. Maria aus Magdala wird die Gnade zuteil, Jesus als Erste lebendig zu sehen. Aber Maria erkennt Jesus nicht, obwohl er direkt vor ihr steht. Hat sie nicht richtig hingeschaut? Hatte sie noch zu viele Tränen in den Augen? Vielleicht hatte sich aber auch Jesus zu sehr verändert. Die Emmaus-Jünger erkennen ihn genauso wenig wie Maria auf Anhieb. Es reicht offenbar nicht, den Auferstandenen nur zu sehen. Auf das Erkennen kommt es an. Maria rechnete nicht mehr damit, Jesus zu begegnen und so konnte sie es auch nicht glauben, als er vor ihr stand.
Noch heute stehen wir manchmal vor demselben Problem. Wir sind blind für Jesus, weil wir ihn aus den Augen verloren haben. Wir übersehen sein Handeln, weil wir es gar nicht mehr für möglich halten, dass er eingreift. Vielleicht steht er heute direkt vor uns und möchte uns führen, uns trösten, uns Freude schenken, uns korrigieren. Aber wir bekommen es gar nicht mit, weil wir einfach nicht mit ihm rechnen. Doch Jesus lebt wirklich! Er ist wahrhaftig auferstanden. Und wenn er sagt: „Mir ist gegeben alle Macht“ und „Ich bin bei euch alle Tage“, dann ist das auch so. Er will auch heute noch Wunder tun. Er will mit uns in unserem Alltag unterwegs sein. Er will uns helfen, uns unterstützen und uns trösten. Und darum ruft er uns.
Jesus sagte: „Maria!“ Und in diesem Moment erkannte Maria ihren Herrn. Er brauchte gar nicht viele Worte zu machen. Jetzt war für sie alles klar. Sie wurde von einer unglaublichen Hoffnung erfüllt. Und so ruft Jesus auch uns beim Namen! Er möchte nicht, dass wir leben, als ob er noch tot wäre: ohne jede Erwartung, ihm zu begegnen, seine Stimme zu hören, seine Führung zu erleben, seine Liebe und seine Kraft zu erfahren. Deshalb ruft er uns ganz persönlich zu sich. Wir sollen wieder lernen, auf ihn zu sehen. Wir sollen ihn wieder im Alltag erkennen! Wie er das macht? Vielleicht ruft er Ihnen ja wie Maria jetzt zu: „Warum weinst Du? Wen suchst Du? Wovor hast Du Angst? Siehe, ich habe Dich erlöst. Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen. Du bist mein!“ Mit dieser Zusage im Herzen wünsche ich Ihnen eine gesegnete Osterzeit.
Ihr Karsten Künzl
Jahreslosung 2023
DU BIST EIN GOTT, DER MICH SIEHT
PRÄSES ANSGAR HÖRSTING ZUR JAHRESLOSUNG 2023
Es ist eine Geschichte voller Emotionen, Demütigungen und menschlicher Schwächen. Eine Geschichte wie eine „Daily Soap“. Und mittendrin ist Gott, der hört und sieht und Geschichte macht (1. Mose 16, 1-14). Worum geht es?
Abraham wartet mit seiner Frau Sarai auf eigene Kinder. Am Ende ihrer Geduld und ohne Hoffnung auf die Erfüllung von Gottes Verheißung – es zog sich auch wirklich sehr, sehr lange hin – vermittelt Sarai ihrem Gatten ihre eigene Magd, Hagar. Sie hofft, durch sie zu einem Kind zu kommen, ähnlich einer Leihmutterschaft. Hagar wird schwanger, der Plan scheint aufzugehen. Aber Sarai wird „gering in Hagars Augen“. Das schmerzt doppelt: selbst nicht schwanger werden zu können und dann auch noch hochmütig behandelt zu werden. Sarai rächt sich, sodass Hagar in die Wüste flüchtet.
GOTT BEGEGNET
In der Wüste aber begegnet ihr Gott mit zwei Fragen: „Woher kommst du?“, „Wohin gehst du?“. Die erste Frage kann Hagar noch beantworten, die zweite nicht. Sie ist ziel- und hoffnungslos. Gott sagt ihr, sie solle sich unter Sarai demütigen und verspricht, aus ihr ein großes Volk zu machen. Der Sohn soll „Gott hört“ (Ischmael) heißen. Die Zukunftsprognosen über ihn klingen durchwachsen, denn er wird sich wie ein Wildesel benehmen und auch so angesehen werden.
Aber Hagar ist angerührt, denn Gott ist ihr begegnet. Er hat sie angesprochen, er hat sie gehört und er hat sie gesehen. Und in allem, was Gott darin tut, kommt Wahrheit und Gnade zum Ausdruck. Hagars Schuld kommt ans Licht, aber zugleich blickt Gott mit einem gnädigen Auge auf sie! Hagar sagt: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13). Und es ist kein bedrohlicher Blick, sondern ein wahrhaftiger, befreiender, gnädiger und zukunftsfroher Blick.
Blicke können töten, sagen wir. Blicke mustern von unten nach oben und zurück. Blicke verurteilen. Blicke sind gleichgültig und oberflächlich. Blicke können durchdringen. Und Blicke können lieben und wohlwollend sein. Sie können strahlen und befreien.
Gottes Blick hat es Hagar angetan. So wie er sie ansieht, kann sie ihm begegnen. Dieser Blick hat es in der Folge Millionen von Menschen angetan. Sie sind Gott begegnet. Gott sah diese Erde und das führte dazu, dass Jesus Christus Mensch wurde. Denn Gott sah, dass diese zerschundene und verlorene Welt einen Retter braucht. Als Jesus das Volk sah, jammerte es ihn, es ging ihm durchs Herz und er sah die Wahrheit, denn sie waren so erschöpft wie Schafe ohne Hirten (Matthäus 9,36).
GOTT SIEHT HIN UND ER SIEHT AN
Diese Botschaft ist wie gemacht für uns Menschen im 21. Jahrhundert. Denn viele von uns leiden darunter, dass wir häufig nur als Menschen angesehen werden, die zu funktionieren haben. Es macht einen fertig, wenn man lediglich missgünstig angesehen wird. Das erleben Menschen. Und manche, die es noch irgendwie mit Gott zu tun haben, empfinden seinen Blick häufig als kontrollierend, missbilligend oder strafend. Sie meinen, Gott würde sie ansehen und sagen: „Es reicht sowieso nie, du Versager!“ oder „Du bist und bleibst mickrig!“.
Die Botschaft Gottes ist eine aufrichtende, wahrhaftige und gute Nachricht. Gott sieht dich an, wahr und gnädig. So sah er Hagar an. So hat er sich in Jesus Christus offenbart. Gott ist ein Gott, der dich sieht. Du bist ein wunderbares Original. Deine Geschichte mag schön oder schön verkorkst sein, aber Gott sieht dich freundlich an!
Wenn du mitten in der Wüste, mitten in einer Lebenskrise bist, lass dir sagen, dass Gott dich gnädig, freundlich und wahrhaftig ansieht. Durch den Heiligen Geist ist er jetzt bei dir, so wie bei Hagar in der Wüste. Und er fragt dich, so wie damals Hagar, woher du kommst und wohin du gehst. Sag es ihm und lass dich überraschen von dem Gott, der dich sieht.
Ansgar Hörsting | Präses der Bundes Freier evangelischer Gemeinden | praeses.feg.de
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